Wunderwahr
www.effenwerk.de – Gelegenheitsdichtung von Rainer Effenberg – 2. Teil
Inhaltsverzeichnis



Wunderwahr
wallt
wahre Wampe
über den
Wacho

Manche meinen, ich hätte einen recht seltsamen Humor. Sie haben Unrecht! Ich habe nämlich überhaupt keinen Humor.




ALKOHOL

Ein Trinker ist einer, der viel trinkt. Ein Raucher ist einer, der raucht -- egal wieviel.

Meine Frau sagt: "Das Schlafzimmer ist ein Ort der Reinheit, da wird nicht gesoffen und geraucht!"


Da Alkohol den Geist benebelt,
ich eine and're Lösung fand:
der Geist wird besser noch geknebelt,
wenn tief und tiefer steckt der Kopf im Sand.





BÜROKRATEN

Ein Amt kommt selten allein.

Mens sana in geordneten Schubladen.


BÜROKRATIE 1993
Ein Bürokrat entdeckt in stillen Stunden,
daß Bürokratie zu bürokratisch oft empfunden
wird von vielen Bürgern,
welche böse Sprüche klopfen
über den Verwaltungspfropfen.

Der Bürokrat ist nicht veraltet,
effektiver soll der Dienst gestaltet
werden, denn nur durch besseres Gestalten
läßt sich effizient verwalten.

In diesem Laden muß beurteilt werden,
ob nicht einzusparen wäre
Schere, Bleistift, Sekretäre,
und die Papierflut einzudämmen wäre?

Ein neues Amt muß her mit neuen Formularen!
Denn die Bäume dieser Welt sind bereits gefällt
und als Papier bereitgestellt,
zu schaffen hier
ein neues Amt und viel Papier.

Der Bürokrat, er hat Papier und den Computer.
Die deutsche Sprache liebt er nicht, doch tut er
sie verwenden, um sie zu verschwenden
an die Nomen, an die langen;
ganz besonders die auf -ung
verschaffen ihm Befriedigung!

So kommt es zur Erstellung und Versendung
einer Hausmitteilung zur Verpflichtung zur Verbesserung der Leistung
bei gleichzeitiger Beobachtung der Entwicklung der Behinderung
samt deren Bewertung und Beurteilung.

Die Angestellten halten sich in Händen und im Kreise,
um dies sprachlich Kunstwerk zu bestaunen;
denn sie fürchten wohl, daß weniger als tausend Seiten
wären ein Musterbeispiel bürokratisch
schriftlicher Ausdrucks-Unfähigkeiten!

Und weiter ahnen diese armen Wesen:
Die Bürokratie der großen weiten Welt
kann nur genesen
am deutschen Bürokratenwesen.




EHE

Man soll die EHE nicht so schlecht machen. Immerhin ist sie ein Palindrom.

Auf Liebes-Ehen gibt es keine Garantie. Doch Vernunft-Ehen können auch danebengehen.

Wer "Ja" sagt, muß auch "B" sagen!

Mit Liebeskummer sollte man nicht zur Ehefrau gehen!

Klage eines Ehemanns: Die wahren Abenteuer finden im Kopf statt. Leider!

Volksweisheit: Ein ganzer Mensch ist nie ein Mensch allein.
Kommentar: Nur zu zweit kann man also ein ganzer Mensch sein. Und ist dann nie mehr ganz allein!


ERGÄNZUNG
Der Reinhard kriegt mit klarem Blick so manches mit.
Zum Glück folgt Reinhild ihm, sein Weib,auf Schritt und Tritt
und teilt ihm, was ihm verborgen bleibt, umgehend auch noch mit.


BLUMEN FÜR DIE GATTIN
Mit meinem Kind spiel ich im Wind,
tob mich gesund mit meinem Hund,
ich bin aktiv, ich liebe das,
aktiv sein macht mir Riesenspaß:

am Wochenende bei den Seglern,
wenn's Wetter schlecht ist, bei den Keglern,
und jede zweite Nacht
wird in der Kneipe zugebracht;

am liebsten ich die ander'n Nächte
mit meiner Eisenbahn verbrächte,
wäre da nicht meine Frau,
was sagt sie noch? -- ach ja, genau:

sie meint, für alles hätt' ich Zeit,
nur nicht für sie, sie sei es leid!
Was hat sie bloß, was meint sie nur, die liebe Frau? --
Guck' ich doch jeden Tag mit ihr die Tagesschau!




ERKENNTNISSE

Es gibt keine Wahrheiten, es gibt nur eine Wahrheit; und die heißt: Sauerfleisch!

Schlechtgelaunten soll man ihre schlechte Laune nicht rauben. Das wäre sadistisch.

Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist; aber es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Keiner ist so oberflächlich, wie er tut.

Erst die Ausbildung, dann die Einbildung.

Begebt euch in Gesprächen nicht in tiefes Fahrwasser! Es reißt euch fort, und ihr kommt schwerlich wieder an Land. Bevorzugt seichtes Gewässer -- damit steht ihr sowohl im Wasser als auch mit beiden Beinen fest auf der Erde. Und nichts kann euch passieren.




FRAGEN

Eine Frage, die mich dieser Tage
außerordentlich beschäftigt
und an der ich grüble wie besessen,
ist die Frage nach der... nach der...
...ach, jetzt hab ich sie vergessen.


Es gibt viel zu tun! Aber warum soll ICH es machen?

Warum sollte, wer im Steinhaus sitzt, eigentlich nicht mit Glas werfen?

Warum sollte ich eine Welt lieben, die von anderen erfunden wurde?

"Namen sind Schall und Rauch!" -- Wer hat das bloß gesagt?

Wer hat schon je der Menschheit geholfen -- außer Jesus und Claudia?

Die Liebestöter-Frage: "Schatz, was hast du heute gemacht?"

Schönes Wetter: Spazierengehen oder Fenster aufmachen?

Gibt es einen Welt-Zynismus?

"Die großen Probleme der Menschheit wird die Menschheit nie lösen können!" -- "Welche Probleme?"

Mit der Mutter und der Tochter, das wär nicht ohne Reiz....Doch wohin mit Großmama und Enkelin?

Gemeinsame Schwierigkeiten soll man gemeinsam meistern. Aber wie meistert man nicht vorhandene Gemeinsamkeiten gemeinsam?

Ehefrau gegen Geliebte: Wer hat die besseren Chancen?

Ehefrau gegen Ehefrau: Wer backt den besseren Kuchen?

Frage einer begeisterten Mutter: "Wie erkenne ich meinen Mann wieder, wenn die Kinder groß sind?"

DR. REINHILD ANTWORTET
Erika, 38, aus Salzstangen fragt:
"Ich habe ihn geliebt, jetzt liebe ich einen anderen, aber ihn liebe ich auch noch. Was soll ich tun?"
Dr. Reinhild:
"WEN lieben Sie AUCH NOCH?"


DICHTEN
Wenn einer dichtet
und andere fragen muß,
ob das, was er dichtet,
gut ist,
dann soll er das Dichten lassen!
(Findest du dieses Gedicht gut?)





FRAUEN

Frauen sollten mehr Literatur lesen und weniger Frauenliteratur!

Frauen lesen gerne etwas, das gefühlsmäßig etwas tiefer geht.

Ein Mann muß liebevoll sein, aufmerksam, und eine starke Brust zum Anlehnen haben. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, nehmen die meisten Frauen den größten Langweiler in Kauf.

"Frauen sind falsch", sagte Sabine, "und ich kenne die Frauen -- ich bin selbst eine."

Liebe Sophie!
Weißt Du, die wenigen wirklich netten Männer, die ich kenne, sind IMMER nur nett. Leider! Deine Susie.

Verständnisvolle Gattin:
"So ein Schwachsinn", sagte Frau Einstein nach der Lektüre eines Manuskriptes ihres geliebten Albert.

Die echte Emanze schafft es, eine Frau, die anders denkt als sie selbst, zum Mann zu erklären.


Surrealist willst du sein, das seh ich genau --
dann halt deine Klappe und lausch deiner Frau:
"Mir war das sofort zu 100 Prozent klar -- zumindest ein bißchen."


ER: "Ich möchte nicht in deiner Haut stecken."
SIE: "Nein?"

ER: "Fandest du diesen Gedankengang nicht logisch?"
SIE: "Stimmt!"




GLAUBE

Der liebe Gott spricht mit dem Papst allein,
und was er spricht, das bleibt geheim.


An ein Weiterleben nach dem Tode wird nur der glauben, der auch wirklich weiterleben will.

Der Mensch ist der beste Beweis dafür, daß auch ein Gott sich irren kann.

Eine Religion, die das Saufen verbietet, taugt genauso wenig wie eine, die das Saufen verordnet.

Wer zeigt mir die Sünde, die gegen alle zehn Gebote gleichzeitig verstößt?

SCHLAMPEREI
Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, größere notiert er sich auf einem Zettel. Die Zettel stapeln sich auf seinem Schreibtisch. Denn schießlich hat er noch mehr zu tun, als seinen Schreibtisch aufzuräumen. Und während er Gutes tut, wird der Zettelberg immer höher. Urlaub hat er nie und so kann er sich auch nicht vornehmen, im Urlaub endlich mal seinen Schreibtisch aufzuräumen.
Inzwischen ist der liebe Gott -- mal wieder -- umgezogen und sitzt vor einem leeren Schreibtisch. Kleine Sünden bestraft er sofort, größere notiert er sich auf einem Zettel.....


DIASPORA
oder
ZUR MISSIONARSTELLUNG
Ein Missionar muß missionieren,
sonst wäre er kein Missionar.
Der Missionierte muß parieren,
dann ist Mission ganz wunderbar.
Und wer sich wehrt, wird untergehn,
wie's Fräulein, welches keine Luft gekriegt,
der Missionar, er bleibt bestehn,
die Missionierte ist -- erstickt.




GRÄBER

Perfekte Morde muß man üben.

Sachen, die mich nicht interessieren, kann ich immer noch machen, wenn ich tot bin.


GRABINSCHRIFTEN:

Er hatte einfach keine Lust, sich etwas zu essen zu holen.

Jahrelang konnte er nicht schlafen -- jetzt wacht er nicht mehr auf.


FAMILIENGRAB
Ich kam nach Hause, öffnete die Tür,
und dort die Stille sagte mir:
ist keiner da, ist alles tot, ich bin allein,
und so ging ich in's Haus hinein.
Ich fühlte Kälte, und ich fühlte mehr,
denn dieses Haus, es war nicht leer,
ich hörte dich die Zeitung lesen,
das Blättern, das ist laut gewesen.
Dein lautes Blättern war zu hören,
doch DU warst weg, wie sollte ich dich stören?
Es war das erste Mal, daß ich gefühlet hab,
das ist kein Haus, das ist ein Grab.




JAHRESZEITEN

Sommerurlaub: Mücken und Menschen in Massen -- brrrr!

Ein Kuhfladen duftet im Frühling intensiver als ein Fliederbaum.


GEMÜSELÜSTE
Ach du, mein Avocadolein,
wie schön du bist im Sonnenschein,
wie braun dein Fleisch, das ich so gern vernasche,
wenn ich ein Stück davon erhasche.

Ich liebe dich, nur dich allein,
mein süßes Avocadolein,
und glaub' mir, wenn ich schwöre:
ich hab' nichts mit der Möhre!


DER ERSTE SCHNEE
Ich habe als erster den Schnee geseh'n,
den ersten Schnee in diesem Jahr.
Der Schnee, er war so wunderschön,
den ich zu seh'n der erste war.
Der Schnee war eine Minute alt,
die Straße, die breite, der Bürgersteig,
der Schulhof, der Kirchhof, der ganze Asphalt --
alles nur eine Minute alt.
Ich traute mich kaum, auf dem Schnee zu geh'n,
die ersten Spuren zu hinterlassen
auf diesem Schnee, der wunderschön
bedeckte die Trassen, auf denen die Menschen geh'n
und fahren auf den Straßen.
Mit schlechtem Gewissen und doch voller Stolz
schritt ich durch diesen ersten Schnee
nachts um drei zum Automaten,
und es tat mir seltsam weh,
als so ein blödes Auto zerstörte den Schnee --
meinen Schnee.




KLEINANZEIGEN

Älteres Ehepaar sucht Gleichgesinnte.

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FÜR DEN SCHACHFREUND
Weißer König h5. Schwarzer König a5. Welcher König wird sich zuerst in eine Dame verwandeln?




KREATIVITÄT

Sie fühlen sich zum Schreiben, zum Schriftsteller berufen? Wagen Sie den ersten Schritt! Kreative Ideen und innovative Fantasie sind gefragt. Hier die ersten Vokabeln für Ihr neues Berufsfeld. Jede Menge Substantive, Verben, Adjektive, etc. stehen Ihnen zur freien Verfügung. Erleben Sie, wie Sie sich ungezwungen und ganz persönlich Ihren eigenen Erlebnisbereichen widmen und Erfahrungen adäquat ausdrücken. Mit der folgenden Tabelle wird Ihre Ausdrucksfähigkeit sich in's Unermeßliche steigern:

Kreativität  fragen  kreativ  und, nach
Struktur  schaffen  strukturell  zu, daß
Innovation  lassen  innovativ  ob, noch
Idee  ist, wird    nicht
Fantasie  sein, werden    sondern
 jedoch 
 oder
Einige kleine Beispiele:
"Innovative Fantasie schafft, Ideen kreativ werden zu lassen."
"Lassen fragende Ideen Fantasie kreativ werden?"
"Fragt innovative Kreativität nicht nach schaffender Fantasie?"


Oder wie wär's gar damit?:
"Strukturelle Fantasie fragt nicht nach kreativen Ideen, sondern läßt Strukturen innovativ werden. Läßt jedoch Fantasie zu, innovativ zu fragen, ob Kreativität noch zu schaffen ist?"


LIEBE

SCHARF SINNIG
Das Weib ist neckisch,
der Mann ist läppisch:
so sind die Triebe,
man nennt's auch Liebe.


AN DIE "LIEBE AN SICH"
Es rütteln
die Verse und schütteln
die Reime -- ach, lach mich nicht aus
in meinem Bemüh'n, zu machen daraus
für dich ein Gedicht;
ein Gedicht
für dich allein:
nur du sollst es kennen,
nur du es verbrennen,
-- aber du,
ich ahne es traurig,
du siehst einfach nicht,
daß ich dir schreibe
ein Liebesgedicht.
Du meinst, die Liebe sollte im Rhythmus schwingen,
von Vers zu Vers, von Reim zu Reim?
Nur kann dem Dichter dies niemals gelingen,
ist doch auch die Liebe kein Singen
von klaren Reimen,
die wunderbar
sich vereinen,
umschlingen
-- nein!
Die Liebe, sie rüttelt
und schüttelt so wahr
wie die Verse, die ich ihr gefunden
-- es soll wohl so sein.


TOLERANZ
Der Reinhard ist sehr progressiv
und in der Liebe kreativ.
Wie gut, daß er die Reinhild fand,
die ist genauso tolerant.
So kommt's, daß Reinhard gänzlich ungeniert,
mit Frau und Freundin durch die Stadt spaziert.
Er ist ganz offen zärtlich zu den beiden,
wie ist der Kerl doch zu beneiden!
Er muß nicht heimlich tun mit schlechtem Gewissen
und muß nicht lügen --
nein, er kann in vollen Zügen das Leben küssen.
Doch gestern traf ich ihn beim Bier,
und er erzählte mir:
Die Frauen, die sind durchgebrannt,
die eine einen anderen fand,
die andere ins Schwabenland.
Nur er, er ist zu Haus geblieben
und wird sich nun alleine lieben.




LÜGEN

Lügen haben kurze Beine! Aber soo aufregend lang sind die Beine der Wahrheit auch wieder nicht.


NETT
Wenn eine sagt, ich sei zu fett,
dann finde ich das gar nicht nett,
doch sagte sie, ich sei zu dünn,
dann wär sie eine Lügnerin.


SCHÖNREDNEREI
Mein Freund ist jetzt arbeitslos, er wurde entlassen. Auf seiner Entlassungsfeier (es gab Lachs und Kaviar) sagte sein Vorgesetzter: "Ich bedanke mich ganz herzlich für die jahrelange gute Zusammenarbeit!"




MÄNNER

Weiber gucken macht mit dem Freund mehr Spaß als mit der Ehefrau.

Ich will beide haben, aber meine behalten.

Ich bin nicht fremdenfeindlich -- ich gehe gerne fremd!

"Und sie bewegt sich doch!" sagte Horst, als Helga ihm eine Pulle Bier aus dem Keller holte.

Ein Perpetuum mobile ist etwas, was ewig arbeitet, ohne daß man Energie hineinstecken muß. Meine Frau IST ein Perpetuum mobile!


APPETIT
Wir wollten eigentlich nicht in's Bistro.
Wir gingen doch und sahen froh,
wie Sandras Rock zur knappen Gänze
sich straffte über ihren Po --
sehr zum Vergnügen unserer Frauen.


NICHT UNGESTÖRT
Der Alte, der ist ganz betört,
von einer Jungen, wie man hört,
und wenn sich das auch nicht gehört:
die Alte doch beträchtlich stört.

DER EINSAME
Die Damen sind auf Frauensause,
sind im Kino, trinken Brause,
gucken blöde Filme an
und denken nicht an ihren Mann,
welcher einsam sitzt zu Hause.


Mensch und Biest in einem Leib, so soll es sein, das rechte Weib!

Scheiß Leiber!




MODERNES LEBEN

Modernes Leben: zwei Computer im Haus, aber keinen Nachttopf!

Beruflich bin ich voll eingespannt -- das langweilt grenzenlos.

Als Skeptiker esse ich nur mein eigenes Fleisch, da weiß ich wenigstens, wo es herkommt. Denn ich halte mich artgerecht.

Lebensmittel ohne Konservierungsstoffe vertrage ich nicht mehr.

Die Zukunft Deutschlands liegt im Dienstleistungsgewerbe. "Service" heißt das Zauberwort. Soll also der Chef der Werbeabteilung eines großen Konzerns die Reklame selbst austragen und diese dann auch gleich in die grüne Tonne werfen?


1995
Zum Wort des Jahres wurde dieses Jahr
das Unwort "Multimedia".
Und wenn ich jetzt,
den Hörer an der Muschel,
ein wenig mit dir tuschel,
fühl ich in mir ganz klar, ja-ja,
ein wenig Multimedia.




MUSIK

So mancher liebt wohl die Musik,
doch sie, sie liebt ihn nicht zurück,
was soll's, es geht ihm trotzdem gut,
solang er das nicht merken tut!


Laienmusizieren: Akustische Nebelbildung.

In einem Konzert Walkman hören: DAS wäre geistige Freiheit!

Eine Partitur hat viele Pausen. Ein Konzert leider nur eine einzige.

Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

Glaubensbekenntnis eines Geigers: "Ich glaube an Ab- und Aufstrich!"

Der kleine Unterschied: Der Müll wird transportiert. Musik dagegen transponiert!

Musik, bei der man schunkeln kann, ist noch schlimmer als Musik, bei der man sich nur langweilt.

Albtraum eines Klavierlehrers:
"Meine einzige Schülerin ist auf Hochzeitsreise.

Con fuoco: mit Feuer.
Con brio: mit Feuerzeug.
Con spirito: mit Spiritus.

Zur Musikgeschichte:
Am Anfang war das Chaos. Dann kam die Fuge. Dann kam die Sonate. Gott sei Dank herrscht jetzt wieder Chaos.


LIED EINES ORCHESTERMUSIKERS
Manchmal, wenn das Konzert vorbei,
fahr ich aus Jux und Tollerei
nur einfach so zum Aeroport
und lass mich liebend gerne nerven dort
von Düsenjets, die starten, lärmen, krachen --
oh wie die mir Vergnügen machen!
Ich liebe dieses laute Detonieren,
ich liebe, wie sie intonieren
ihr wunderbar geschmeidiges Gebrüll --
ach, was ich sagen will:
Es ist Musik, nach der ich mich so sehne,
ein wenig musikalische Hygiene!


VOM BRATSCHENMANN
Traurig steht der Bratschenmann
und streicht den Kummer aus sich raus;
erstarrt sein Körper,
fahl das Gesicht,
nur der Bogen holt ein wenig aus.
Ach, seid doch nicht so grausam
zu dem Bratschenmann,
er hat euch -- außer Bratschen --
nie was angetan;
doch ihr, ihr findet boshaft komisch,
was in Wahrheit tragisch ist
und endlos melancholisch.


AN NIETZSCHE

ALSO BEGANN MARTIN-GÜNTERS TAGWERK
oder:
Die verschenkte Musikkassette

Als Martin-Günter reichlich trunken war, verließ er seinen Garten und den Stuhl seines Gartens und ging in's Bett. Hier genoß er seines Rausches und wurde dessen zwölf Stunden nicht müde. Endlich aber verwandelte sich sein Magen, und des Nachmittags stand er mit Schädelklopfen auf, trat vor den Spiegel hin und sprach zu ihm also:

"Du großes Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht die hättest, welchen du leuchtest! Nicht aufstehen will ich, aufgehen will ich, verschenken und austeilen. Zuviel der tönenden Freude habe ich für mich behalten, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken. Schwermütig lastet die Marsch auf dem Norddeutschen! Tief schraubt er den Klavierstuhl, hoffnungsvoll gleitet er über die Tasten, immer auf der Suche nach goldenen Blüten; aber ach, wenn er verweilt, hält er nur trockene Blumen in der Hand, die Fahrt durch das Blütenmeer wird zur Winterreise, und der Klavierstuhl leiert auch schon bedenklich! Meines allzugroßen Glückes bin ich überflüssig, möge es die Nacht des Norddeutschen erhellen!"

Also sprach Martin-Günter.

Darauf ging er in das Wohnzimmer, leicht wie ein Tänzer, verkabelte zwei Recorder, stellte den Lautstärkeregler hoch und jubelte ob seines verschenkten Glückes.

Also begann Martin-Günters Tagwerk.


AN BUSCH

BESINNLICHE BALLADE
Er sitzt, des Abends, ganz versonnen
in seines Sessels weichen Wonnen,
die Pfeife raucht, die Kerze brennt,
Was tut er wohl? -- Jawohl: er denkt!
Es geht ihm vieles durch den Sinn,
das bringt ihm geistigen Gewinn,
doch als er sich schon fühlt so weise,
da schläft er ein -- ganz sanft und leise.


DÜSTERE BALLADE
Oh Liebe, holde Himmelsmacht,
sieh hin, wie weit du ihn gebracht:
Er steht auf seines Daches Zinnen,
denn scheiden möchte er von hinnen.

Sie -- für ihn das ganze Leben,
hat sich dem Maier hingegeben,
und weil sie schon die dritte war,
verläßt er nun die Erdenschar.

Wie oft lag er in ihrem Bett,
sie sagte: "Geh nie wieder weg",
und doch war alles nur gelogen,
mit Recht fühlt er sich nun betrogen!

"So seid verflucht, ihr schönen Wesen
(das kann man schon bei Nietzsche lesen),
und liebt' ich euch auch noch so sehr,
jetzt hass' ich euch!" Also sprach er.

Der Absprung, der war schnell geschafft,
gleich wirkt der Erde Ziehungskraft.
Im freien Falle kriegt er mit
ein wenig praktische Physik.

Auf halbem Weg jedoch, ganz plötzlich,
sieht er ein Weib, oh wie ergötzlich!
Und flugs bereut er den Entschluß,
nach dem er nun mal sterben muß,

erkennend wohl, wie dumm er war.
Oh weh! -- zu spät ward ihm das klar,
zu spät kam ihm das Denken:
im Fluge kann der Mensch nicht lenken!


UNENTBEHRLICH
Den rechten Daumen traf ich Schaf
mit einem scharfen Messer,
brav hab ich ihn verbunden
und kein Problem dabei empfunden.
Doch schnell bemerkte ich, ich Schaf,
der Daumen wird so bald nicht besser --
und nun kann ich tagtäglich staunen,
wie wichtig ist der rechte Daumen!


AN GERNHARDT

VERDRÄNGTES
Heute geh ich Badewanne,
weil heute wieder Sonntag ist;
und so ein Sonntag, der ist lange,
deshalb geh ich Badewanne.

Nach der Breite, nach der Länge
Wasser ich verdränge,
denn ich verdränge mancherlei,
das Wasser, das ist auch dabei,

und ich verdränge mehr als letztes Jahr,
wodurch ich manchen Liter spar,
und wenn ich g'spart hab brav und lange,
geh ich auch samstags Badewanne!




NONSENS

Wunderwahr wallt wahre Wampe über den Wacho.

Papa da? -- Papa pipi!
Papa pipi? -- Papa da!

Manches gibt aus dem Zusammenhang gerissen Unsinn.

Jahrelang hatte er nur geduscht. Dann nahm er ein Vollbad und ertrank.

Ohne Gewehr das Militär nix wär (Ohne Gewähr).

Mehr Schwein als Sein. (Fadenschweinig!)

Lieber ohne Ampeln als ganz ohne Bibliotheken.

Neulich habe ich so lange an Fische gedacht, bis mir im Wohnzimmer welche entgegenschwammen.

Wenn einer einen Einfall hat, den hunderttausend andere nicht hatten, gilt er als genial. Wenn aber einer lieber über Autos läuft, anstatt mit Autos zu fahren, gilt er als Spinner!

Was können wir vom Säugling lernen? Lautes Brüllen erregt mehr Aufmerksamkeit als leises Brüllen!

Sie verurteilten ihn zu Lebenslänglich -- wegen einer Lappalie! Nun grübelt er seit zwanzig Jahren darüber nach, welche Lappalie sie meinten.

Seitdem ich keine Tagesschau mehr sehe, weiß ich nie mehr, wie morgen das Wetter war.




PSYCHO

NABELSCHAU
Menschen, die die Wahrheit sagen,
kann ich nun mal nicht vertragen,
denn eines weiß ich sehr genau:
Ich liebe meine Nabelschau!


DEPRI
Im Winter mach ich Winterschlaf,
gehüllt in eine dicke Decke;
im Sommer ich noch immer schlaf
und hoffe, daß mich keiner wecke.


SELBSTBEWUSSTSEIN
Liebe Leute, seht doch ein:
ich allein, nur ich allein
bin das größte Ego-Schwein! --
Kapiert das, oder laßt es sein.


SELBSTKRITIK
Ich gebe zu mit frohem Mut:
ja, ich bin gut!
MANN, BIN ICH GUT!!


GEFÜHLE
Männer sind meist unsensibel,
sie lassen ihre Gefühle nicht raus.
Frauen pflegen die Psyche penibel,
-- wer kommt eher in's Irrenhaus?


DER DEPRESSIVE
"Heut wird g'raucht, daß' knallt!"
schallt, daß es widerhallt,
der Depressive heiter --
und raucht weiter.


Wer NIE über andere herzieht, ist auch ein seelischer Krüppel.

Jeder ist sein eigener Autist.

Keiner mochte ihn -- weil er immer so laut Knäckebrot aß.

Ein Autoerotiker ist nicht etwa ein Mensch, welcher es mit sich selbst treibt, sondern einer, der es im Auto macht.

Er war ein weltfremder Sonderling. Manchmal stand er mitten in der Nacht auf, um auf's Klo zu gehen.




QUERULANTEN

Die meisten großen Denker sind zu blöd, einen Frosch zu fangen.

Gehirnverwendung? Bei manchen Zeitverschwendung!

Es gibt Personen, die sich nicht lohnen!

Was ist langweiliger als ein Sonntag? Ein Sonntag im Urlaub!

Wie vermeidet man Mißverständnisse? Gar nicht erst hinhören!

Telefongespräch ist Kondomgespräch.

Hört gut zu! Er erklärt zu gut!

Kampf den Umweltschützern: Weg mit der Umwelt!

Freie Fahrt den Radfahrern: Schafft endlich die Fußgänger ab!

Bißchen Zunder in den Sirup!

Augen auf und durch -- so sei der fröhliche Untergang!

Er weiß nicht, was er tut, aber das macht er gut!

Gepflegte Langeweile ist Balsam für die Seele.

Der gute Redner beginnt mit der Ankündigung, daß er sich kurz fassen wird. Was er dann meistens auch nicht tut.

Die Wissenden erklären den Nichtwissenden, was die Nichtwissenden schon längst wissen.


PARTY-MUFFEL
Die Party, die ist langweilig,
doch man erträgt es scheinheilig,
obwohl man lieber klammheimlich.....
-- da kommt ja mein Freund Heinrich,
mit dem ich mich jetzt setzen tu'
in's Eck, zu schau'n den andern zu.
Ich weiß, sie mögen das nicht gern,
daß diese uncharmanten Herrn
regelmäßig und für lange Weile
entgehen dieser Langeweile.
Was soll's, ich will nicht klagen,
den größten Streß, den haben
die Gastgeber mit ihrem Treiben,
daß die Gäste länger bleiben.




ROMANE

DIE BRILLE
In seiner Kindheit war er ein glücklicher Maulwurf. Aber sie meinten, ein Maulwurf könne nicht glücklich sein, und so verpassten sie ihm eine Brille. Und so sollte er Mensch werden: als Maulwurf mit Brille. Und so ist er ein maulwürfiger Mensch geworden. Die Maulwürfe aber verachten ihn. Kein Wunder!

DIE BESSERE WELT
Teddy, die Taschenlampe und er -- sie waren unzertrennlich. Unter der Bettdecke schufen sie eine bessere Welt. Bis die anderen kamen und sie entdeckten. Sie verstanden sie nicht. Auch heute verstehen sie nicht. Sie verstehen nicht, daß er mit Taschenlampe auf's Klo geht, um dort die letzte Seite zu lesen. Und auf Teddy wartet. Aber der kam nie wieder!

DIE NACHTTISCHLAMPE
Seine Frau hatte eine unglückliche Kindheit. Sie mußte immer bei brennender Nachttischlampe schlafen, damit sie sich nachts nicht ängstige. Er mußte immer im dunkeln schlafen und hat sich geängstigt. Kein Wunder, daß sie jetzt einen Dackel haben. Soll der sich ängstigen!

REISELUST
Als mich im letzten Urlaub die allgemeine Reiselust packte, verstaute ich mein ganzes habseliges Silbergeld im Kofferraum meines Wagens, blickte, zutiefst entschlossen, kein einziges Mal zurück, sondern nur eisern nach vorn, und zog, endlich angekommen, sieben Schachteln Marlboro.




SEITENSPRÜNGE

"Seitensprung" -- wie tänzerisch leicht das klingt.


VERDÄCHTIGE SPUREN
Zwei lange Haare, blond apart,
zupft er aus seinem schwarzen Bart;
wir hoffen sehr, er zupft genau,
sonst zupft und rupft ihn seine Frau.


PLATONISCH
Ich habe mit ihr manche Nacht
am Telefon verbracht,
und oft schon saßen wir
bis morgens früh um vier;
wir blödelten und lachten froh
zur Kaffeezeit im tristen Büro;
manchmal waren wir recht sinnig,
das war dann auch ganz stimmig;
wir haben uns so viel erzählt
und nicht mal sorgsam ausgewählt;
sprachen von vielen Problemen,
ganz ohne uns zu schämen;
auch hat uns manchmal der Teufel geritten,
dann haben wir uns kräftig gestritten...
................
Ich weiß so manches über sie,
doch werd ich wohl erfahren nie,
ob ich es wagen sollte,
sie zu fragen,
ob sie auch gern wollte?


AN BLONDIE
Blond zu sein, bedarf es wenig,
doch wer blond, ist eine Königin,
wie die da drüben, die den ganzen Abend schweigt --
-- verstohlen schau ich hin.
Schweigend blicke ich hinüber,
doch sie blickt nie zurück,
ich seh sie artig sein mit Männern,
und ich seh: die haben auch kein Glück!
Warum schweigt sie? --
Hat sie nichts zu sagen, weil sie blond ist,
oder schweigt sie, weil sie muß ertragen,
daß sie blond ist?
Ach Blondie, komm mit mir nach Hause,
eine Blonde hatte ich noch nie,
vielleicht wär's spannend bis zum Morgen,
auch ohne daß ich hätt' berührt dein Knie.




UHREN

Der Zeit ist es egal, wie spät es ist.

Neujahr, 0.10 Uhr. Jetzt fängt die Warterei von vorne an.


STURE UHREN
Die Armbanduhr zeigt siebzehn Uhr,
da ist sie stur, die Armbanduhr.
Die Kirchturmuhr zeigt sechzehn Uhr,
denn sie, sie ist genauso stur.
ICH bin nicht stur, ich weiß jetzt nur,
daß ich nicht weiß, wieviel ist's Uhr.


GENIE IST FLEISS
Zwei lange Stunden saß ich da und dachte,
zermarterte mein Hirn, es war ein Graus;
so nach und nach, ganz langsam und ganz sachte,
kam doch noch ein Gedicht dabei heraus.




ZOTEN

Die Zote ist voll Traurigkeit,
voll Weltschmerz, voller Herzeleid;
und tief und tiefer will die Seele loten,
wenn unser Hirn beginnt zu zoten.


COITUS LAPIDARIUS
Zum Zwecke um die Ecke auf die Decke.

Wer schläft, sündigt geistig.


RASSISTISCH
Indianer sind rot, und Frauen sind doof,
Chinesen zwar gelb, doch ebenfalls doof,
der Neger ist schwarz mit zwei schwarzen Eiern;
jetzt sage mir bloß:
Wie sind die Bayern?
Sind Bayern gelb, sind Bayern rot? --
Du weißt, wie sie sind, die Bayern:
SCHWARZ sind sie, DOOF, und wenn sie SEIERN,
sind sie zum GEIERN, die BAYERN!


NOTFALL
Es plätschert der Mann,
und sie muß auch,
denn plätschern regt an,
doch nirgends ein Strauch!


MUT
Mutig find ich jenen Mann,
der offen von sich sagen kann:
"Ich sitz mit freiem Will'n
beim Pinkeln auf der Brill'n!"


GEBURTSTAGS-SPRÜCHLEIN
Liebe Hilde,
an deinem Jubeltage,
bin ich nicht in der Lage,
dir die Frage zu stellen,
ob du noch mal die Lage einnehmen könntest
-- ach frage nicht an diesem Tage,
welche Lage ich meine --
du weißt schon: jene Lage
wie an jenem heißen Sommertage,
welche ohne Frage
ist die beste Stellung.



AUS DER WERBUNG
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ENDLICH DA
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Schluß mit lästigen Auseinandersetzungen nach Gebrauch
Wisch weg --- fertig!


www.effenwerk.de – Gelegenheitsdichtung von Rainer Effenberg
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