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Bilderbogen Memmingen





Auf meinen vielen Reisen durch Nordfriesland hat es mich auch einmal bis nach Bayern verschlagen:

Man, wat is dat wunnerschön, dat Bayernland! Wat gift dat dor för schöne lütte Städte un herrliche Schlösser un schmucke Karken un wunnerbore Hüüser! Dat is soo schön, dat Bayernland, dat köd wi Nordfriesen uns gor nich vörstelln!

Ganz oben links in Bayern liegt Aschebersch. Angeblich gehört Aschebersch gar nicht so richtig zu Bayern, sondern mehr zu Hessen. Aber davon versteht der Nordfriese nichts, was aber vollkommen egal ist, da er auf seiner Reise durch Bayern ohne Dolmetscher sowieso nichts verstehen wird.
Trotzdem: das Städtsche Aschebersch is wunnerbor!



ASCHAFFENBURG SCHLOSS



Ne Ecke weiter unten liegt Augschburg. Im Zentrum liegt das Hochhaus, auch Rathaus genannt. Es ist fast 400 Jahre alt und der ganze Stolz der Stadt: Koi Wunder, ham doch die Augschburger scho Wolkakratzer baut, da ham die Amis no ga id gwußt, was des isch! Das Foto zeigt übrigens die Rückseite des Rathauses. Dank der Fugger war eben auch für das Hinterteil genügend Geld da. Und so sind die Bürger eben auch stolz auf ihre Fugger: Koi Wunder, gabs in Augschburg doch scho Inveschtment-Bänking, da ham die Amis no gar id gwußt, was des isch!



AUGSBURG RATHAUS



Wie kam ich eigentlich nach Dillingen? Ach ja, wegen Sebastian Kneipp! Der Hydro-Therapeut hat in Dillingen Wasser studiert und ist mein großes Vorbild in Kleidungsfragen. Aber auch für Modemuffel und Wasserverächter lohnt sich ein Besuch in Dillingen. Ich habe dort eine ungemein leckere Haxn-Pfanne genossen und mußte kein Wasser dazu trinken!



DILLINGEN



Im schmucken Forchheim am Rande der fränkischen Schweiz fühlte ich mich fast ein bißchen wie zu Hause; wie im muggeligen Husum an der Westküste. Inzwischen weiß ich auch warum: Es war Sonntag Vormittag und genauso viel los.



FORCHHEIM



Von Forchheim ist es nicht weit bis nach Ft. Ft wird genauso ausgesprochen und liegt bei Nünbersch. In Ft befand sich früher die Quelle. Ich glaube, die vom Main. Aber sicher bin ich mir da nicht!



FÜRTH RATHAUS



Ingolstadt liegt an der Donau und gehört dem Automobilhersteller Audi, hat aber trotzdem zwei Bahnhöfe. Erstaunlich für ein Nordlicht ist die Tatsache, daß Ingolstadt zu Oberbayern gehört. Sieht aber ganz anders aus als das viel bekanntere Bad Tölz, das ebenfalls zu Oberbayern gehört und auch viel oberbayerischer aussieht! Nebenbei bemerkt ist Ingolstadt die heimliche Hauptstadt Bayerns, da hier 1516 das bayerische Reinheitsgebot für Bier erlassen wurde.



INGOLSTADT MÜNSTER



Landshut liegt nur 60 Kilometer südöstlich vom oberbayerischen Ingolstadt, ist aber die Hauptstadt von Niederbayern. Deshalb darf Landshut den Flughafen der Hauptstadt Oberbayerns, den Flughafen München "Franz-Josef-Stoiber" mitbenutzen. Die Landshuter machen aber wenig Gebrauch davon. Lieber sitzen sie im Biergarten auf Burg Trausnitz, pflegen Lebensqualität, und schauen auf ihre historische Stadt hinunter.



LEBENSQUALITÄT




UND MEHR DAVON




IN LANDSHUT



Aschaffenburg und Lindau haben das gemeinsame Glück (oder Pech), in bayerischen Zipfeln zu liegen: oben links, bzw. unten links. Während Aschaffenburg den Hessen jedoch wehrlos ausgeliefert ist, wird das Bayernland an Lindaus Hafeneinfahrt vom bayerischen Löwen sorgfältig bewacht! Wie Sylt ist die Insel Lindau mit dem Festland durch einen Eisenbahndamm verbunden und besitzt ein Spielcasino. Ansonsten allerdings fand ich keinerlei Gemeinsamkeiten, und deshalb reiste ich gleich wieder ab.



LINDAU IM BODENSEE



Kleiner Scherz! Natürlich reiste ich nicht gleich wieder ab, ist doch die Insel Lindau viel schöner als die Insel Sylt und vor allem nicht so windig!

Auf der gut siebenstündigen Zugfahrt mit dem Bayernticket von Lindau im Bodensee nach Lohr am Main kamen mir leise Zweifel, ob das Reisen nach Alphabet so sehr sinnvoll sei. Aber als klar strukturierter Norddeutscher bin ich ausgesprochen ordnungsliebend, und da ich ohne Dolmetscher im herrlichen Bayern unterwegs war, schien mir die alphabetische Vorgehensweise die sicherste!



LOHR AM MAIN



Rothenburg ob der Tauber ist anerkanntermaßen die schönste Stadt des Globus, wenn nicht gar des ganzen Universums. Hier kann man im wahrsten Sinn des Wortes hautnah erleben, was Globalisierung bedeutet. Mit einem japanischen (oder war es ein chinesischer?) Rothenburg-Flyer setzte ich mich gemeinsam mit einer Gruppe ebenfalls exotischer Ortsfremder erst einmal in den "Gasthof zur Sonne", um meinen Stadtbummel gründlich vorzubereiten.



ROTHENBURG, GASTHOF ZUR SONNE



Mit meinen neuen Freunden aus Fernost zog ich dann fröhlich weiter in den "Gasthof zum Schlecker", woselbst sie geduldigst versuchten, mir bei gelben Getränken auf englisch die asiatischen Schriftzeichen des schicken Rothenburg-Flyers zu erklären. Ich weiß noch, daß ich versuchte, ihnen im Gegenzug "ei prosit" beizubringen, und daß wir gemeinsam viel zur Völkerverständigung zwischen Nordfriesland und Asien beigetragen haben. Allerdings endet damit auch meine Erinnerung und mein Rothenburg-Bummel. Ist aber nicht weiter schlimm, denn später habe ich erfahren, daß Rothenburg an diesem Tag sowieso wegen Überfüllung geschlossen war.



ROTHENBURG, GASTHOF ZUM SCHLECKER



Auf einer Bank im bayerisch-schwäbischen Weißenhorn kam ich wieder zu mir und rieb mir verwundert die Augen. Alles leer! Keine Touristen weit und breit, nur einzelne, seltsame Gestalten, vermutlich Einheimische. Und das, obwohl doch genauso an der A7 liegend wie Rothenburg. Aber "Weißenhorn an der A7" – wie klingt das schon, verglichen mit "Rothenburg ob der Tauber". Eigentlich schade für das hübsche Weißenhorn. Wie wärs mit einem "Shuttle" zwischen den beiden Städtchen? Wäre doch praktisch, wenn Rothenburg mal wieder überfüllt ist! Dann könnte man die Busladungen kurzerhand nach Weißenhorn karren. Allerdings müßten die Weißenhorner Stadtväter erst mal einen asiatischen Flyer erstellen!



WEISSENHORN



Fast hätte ich es vergessen: Bayern ist nicht nur von außen schön, sondern auch von innen. Ja, von innen ist Bayern sogar noch viel schöner!

Man, wat gift dat dor överall en bannig schmucken Tand!



KLOSTER ROGGENBURG



Da saß ich nun auf dieser Bank in Weißenhorn, und war wie erschlagen von der Schönheit des Bayernlandes und fragte mich, ob es denn in Bayern nicht ganz normale Städte gäbe, so wie es in Norddeutschland ja auch ganz normale Städte gibt. Städte eben, die einfach nur so da sind! Wie zum Beispiel Elmshorn an der Krückau, oder Pinneberg an der Pinnau.



FIX UND FERTIG



Die Frage nach einer normalen Stadt, die einfach nur so da ist, stellte ich nicht nur mir, sondern auch einem überaus freundlichen und sehr gesprächigen Weißenhorner Original beim gemeinsamen Leberkässemmel-Essen auf obiger Bank, die er offensichtlich als sein Wohneigentum betrachtete! Er verstand mich nicht, was aber nicht weiter schlimm war, denn ich verstand ihn ja auch nicht. Nach längerer Nichtverständigung raufte ich mir den Bart und schrie in höchster Verzweiflung: "ich suche eine moderne Stadt!" Jetzt verstand er und gab etwas von sich, was sich zwischen seinen wenigen Zähnen ungefähr so anhörte:

"Des kaasch doch au glei saga! Da muasch nach Memminga, des isch id weit. Aber schee isch do id!"


MEMMINGEN – so hieß von nun an das Zauberwort! Schnell fand ich in Weißenhorn die Bahnhofstraße, wenngleich auch ohne Bahnhof, aber nach manchen Umwegen rollte ich in Memmingen ein.

Kaum angekommen, wehte mir frischer Wind um die Nase. Hier war nichts zu spüren von bayerischer Heimat-Tümelei, hier zählte nicht überflüssige historische Vergangenheit, hier zählte die Zukunft! Erleichtert atmete ich diese innovative nordisch-freiheitliche Luft.



ENDLICH AM ZIEL: MEMMINGEN BAHNHOF



Wie war hier doch alles anders!. War ich wirklich noch im katholischen Bayern, in dem es bis in die 80-er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinein Hexenprozesse gegeben haben soll? Nein, ich war nicht mehr wirklich in Bayern, ich war in Memmingen! Hier wurden mutig die Kreuze von den Kirchen geschleudert!!



HIMMELFAHRTSKIRCHE OHNE KREUZ




DA LIEGT ES!



Voller Spannung begab ich mich in die historische Altstadt. Sollte es denn in Bayern wirklich eine stinknormale norddeutsche Stadt geben? Oder sollte ich wieder erbeben vor allzuviel der Schönheit? Aber nein, in Memmingen wird gebaut, in Memmingen wird die Zukunft gehandelt!



ALTSTADT-WEGSANIERUNG



Überflüssig gewordene Kanalisation aus längst vergangenen Zeiten wird stillgelegt:



WEG MIT DEM STADTBACH!



Vergammeltes wird abgerissen:



KARL GEIGER, SCHMIEDEMEISTER – NOCH IST ER DA.




JETZ IS ER WEG, DER KARRE.



Ob Engelkeller oder Engelmacher, Teufelszeug hat in Memmingen keine Chance!



DER ALTE ENGELKELLER,




NU IS ER AUCH WEG!



Der Schandfleck links auf dem nächsten Bild könnte auch mal verschwinden und sich der sachlichen Memminger Fassade rechts angleichen:



WEG MIT DEM ALTEN KREMPEL!



Na prima, sie fangen schon an, der Kran steht schon bereit:



SIEBENDÄCHERHAUS VOR DEM ABRISS



Die Hütte gegenüber hat zwar nicht sieben Dächer, sieht aber auch nicht viel besser aus. Vielleicht reicht der Kran ja bis dahin, dann geht das in einem Aufwasch:



GEGENÜBER



Bei der Gelegenheit könnte man den Schuppen in der Kempter Straße gleich auch mit abreißen. Ist doch peinlich, schaut ja aus wie in der Zone!



NICHT NUR DIE ZONE BRAUCHT DEN SOLI!



(Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Sache mit der Abreißerei ist keinesfalls ironisch gemeint! Wohnte ich selbst doch schon zwei mal in historischem Ambiente, einmal im mitteldeutschen Fachwerk und das andere Mal im norddeutsch-gotischen Backstein. Wurde von außen zwar gerne fotografiert, aber drinnen war es feucht und schimmelig!)

Modernität hat in Memmingen eine lange Tradition. Das Gasometer ist schon über 100 Jahre alt und heute noch in Betrieb. Ein überaus hübsches Gasometer, wie ich finde:



GASOMETER



Wie in vielen Städten, bestimmen auch in Memmingen nicht zuletzt die Kirchen das Stadtbild. Neben der schon erwähnten und sehr eleganten Himmelfahrtskirche natürlich auch die etwas bodenständigere Josefskirche von 1929, die mit ihren hundert Metern Länge sehr vielen Gläubigen Platz bietet. (Wenn man genau hinsieht, kann man sogar das sonore Glockengeläut hören).



JOSEFSKIRCHE



Die Josefskirche, aus einer anderen Perspektive fotografiert, zeigt die zukunftsorientierte Innovationsfähigkeit Memmingens in aller Deutlichkeit. Außerdem beweist das Foto, daß die Massen der Gläubigen, die in die Josefskirche strömen, auch alle einen Parkplatz finden!



JOSEFSKIRCHE MIT EIGENEM PARKHAUS



Dagegen nimmt sich die Kirche Sankt Johann am historischen Marktplatz eher bescheiden aus. Wenn noch das schmucke Kreuz entfernt würde, hätte Memmingen eine seiner berühmten sachlichen Fassaden mehr.



SANKT JOHANN IM STADTZENTRUM



Das vierte sehenswerte Gotteshaus in Memmingen ist die Christuskirche, deren schlanke Turmspitze schon ganz unten anfängt, ein absolutes Novum in der Gestaltung von Kirchturmspitzen. Und dies im Land der Zwiebeltürme. Einfach genial!



CHRISTUSKIRCHE



Übrigens wurde in Memmingen der Bungalow erfunden, und zwar schon zu historischen Zeiten, da kannten wir Nordfriesen noch nicht einmal Dachziegel und haben die Dächer noch mit Stroh gedeckt.



BUNGALOW IN DER HISTORISCHEN ALTSTADT



Der Bungalow auf dem nächsten Bild liegt nahe am Bernhard-Strigel-Gymnasium. Ganze Generationen von Pennälern haben sich während der Pausen hier mit geistiger Nahrung versorgt, ohne die sie ihr Abitur niemals geschafft hätten!



GYMNASIUM OBERSTUFE



Auch das Gymnasium selbst zeichnet sich aus durch gediegene architektonische Sachlichkeit der 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts.



BERHARD-STRIGEL-GYMNASIUM



Etwas verspielter dagegen gibt sich das Dietrich-Bonhoeffer-Haus:



DIETRICH-BONHOEFFER-HAUS



Ingolstadt hat zwei Bahnhöfe. Darüber kann das viel kleinere Memmingen nur lachen, denn es besitzt sogar zwei Flughäfen. Einen kleinen nationalen in der Stadtmitte:



KLINIKUM



Und einen großen internationalen Flughafen in Stadtnähe. Den drittgrößten! Verkehrsflughafen Bayerns "Airport Munich West". Nur 50 Minuten Fußweg vom Rathaus entfernt! (notice: townhall memmingen, not townhall munich!). Welche Stadt hat so etwas zu bieten? Edmund Stoiber hatte Visionen – Memmingen hat sie verwirklicht!



ALLGÄU-AIRPORT



Begeistert und innovationsgeschwängert steige ich am Memminger Bahnhof in den Transrapid zum Airport Munich West .. äh .. Charles de Gaulle in Paris .. äh .. Allgäu Airport im Hofbräuhaus .. äh .. im Hofbräuhaus, da dauert ein gutgezapftes Pils nur 50 Minuten .. äh .. und wenn man erst mal drin ist im Hofbräuhaus .. äh .. da greift Laptop und Lederhose viel zu kurzgegriffen .. äh .. denn strukturelle Technologien wie der Charles de Gaulle in Memmingen .. äh .. auch ohne Hofbräuhaus trotz Munich West ... äh ... äh ... äh ...


... PFIAGOTT!




KÖNNEN SIE MIR SAGEN, WO DER TRANSRAPID HINFÄHRT?



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DIE INNOVATIVE STADT IM ZENTRUM BAYERNS

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